5 Anzeichen für falsche Freunde (und wie man damit umgeht)

Falsche Freunde

Ein unangenehmes, aber überaus wichtiges Thema…

Echte Freundschaften sind etwas Wunderbares. Sie geben uns Halt, Freude und das Gefühl, verstanden zu werden. Mit guten Freundinnen und Freunden an unserer Seite fühlen wir uns niemals allein. Wir können uns mit ihnen austauschen. Wir können unsere schönsten Momente mit ihnen teilen, und wir können unser Leid mit ihnen teilen, wenn wir nicht mehr wissen, wie wir es weiterhin alleine tragen sollen.
All das kann eine gute Freundschaft für uns tun.

Doch nicht jede Freundschaft ist eine solche, wie ich sie gerade beschrieben habe. Leider. Manche Menschen nennen sich unsere Freunde, sind in Wirklichkeit jedoch alles andere als das. Sie ziehen uns runter, lassen uns im Stich oder nutzen uns aus. Oft ist uns das bewusst, aber dennoch unternehmen wir nichts dagegen. Sei es aus Gutmütigkeit, der Angst vor Ablehnung und dem Alleinsein oder einfach nur, weil wir ein so schwaches Selbstwertgefühl haben, dass wir glauben, ohnehin nichts Besseres zu verdienen. Manchmal wollen wir es auch einfach nicht sehen, weil wir es nicht wahrhaben wollen.
Wir alle sitzen im selben Boot. Ich glaube, wir alle haben diese Erfahrung schon gemacht.

Irgendwann kommt der Punkt, an dem wir uns eingestehen müssen, dass wir unsere Zeit, Energie und Gefühle in Menschen investieren, die das eigentlich nicht verdienen. Denn das, was wir zu geben haben, ist kostbar. Wir sollten es uns für echte Freunde bewahren und nicht jenen geben, die nicht wirklich unsere Freunde sind.
Um uns sicher sein zu können, brauchen wir ein paar Anhaltspunkte, mit denen wir bewerten können, ob unsere Freunde auch wirklich „echte“ Freunde sind oder nicht.

Also kommen hier 5 wohlbekannte Anzeichen für falsche Freunde!

 

1. Sie sind neidisch

Ich darf guten Gewissens über mich sagen, dass ich kein Neider bin. War ich nie. Ich freue mich stets für andere. Das führt aber leider auch dazu, dass ich über lange Jahre hinweg nicht begriffen habe, dass andere neidisch sein können. Ich habe es einfach nicht verstanden.

Ein simples Beispiel: Wenn du dir einen Porsche kaufst und damit zu mir kommst, um ihn mir zu zeigen, werde ich mich für dich freuen. Auch dann, wenn ich mir selbst kein Auto leisten könnte und auf einem Fahrrad unterwegs wäre. Dich um deinen Porsche zu beneiden, würde mein Fahrrad nicht in ein Auto verwandeln. Die negativen Gefühle in mir würden mich nicht dazu bringen, mir auch ein Auto zu kaufen, sondern mich eher runterziehen.
Deine Freude über deinen Erfolg zu trüben, würde mir keinen Spaß machen. Und es würde unserer Freundschaft keinen guten Dienst erweisen. Das ist mir klar. Und aufgrund von Gutgläubigkeit und Naivität glaubte ich lange, alle würden so denken.

Doch die Wahrheit ist, dass viele nicht damit umgehen können, wenn es bei uns gut läuft. Du kannst das auf die Probe stellen: Erzähle den Menschen um dich herum, dass es dir furchtbar schlecht geht und achte darauf, wie sie reagieren. Und dann erzähle ihnen bei der nächsten Gelegenheit, dass es dir super geht, und dass gerade alles fantastisch läuft.
Ihre jeweiligen Reaktionen sprechen Bände…

Ich komme nicht gerade aus wohlhabenden Verhältnissen. Als ich dann das erste Mal zu großem Erfolg kam und es mir erlaubte, ein paar Dinge auszuprobieren, die ich mir zuvor niemals leisten konnte, wurde mir klar, wer meine wahren Freunde waren und wer nicht.
Es gab jene, die sich für mich freuten, und jene, die an allem, was ich tat, etwas auszusetzen hatten. Ich erreichte einen Punkt, an dem ich aufhörte, anderen von meinen Erfolgen zu erzählen.

Vielleicht kennst du das auch von dir selbst. Möglicherweise fällt dir gerade konkret jemand ein, dem du einfach nichts Gutes über dein Leben erzählen kannst, weil du Angst haben musst, dass es eurer Freundschaft schaden wird. Erlaube mir, eine neue Perspektive ins Spiel zu bringen: Wenn wir eine solche Angst haben müssen, ist es keine Freundschaft.

Wahre Freunde beneiden einander nicht. Sie freuen sich füreinander. Sie verhelfen einander zum Erfolg. Die guten Dinge des Lebens verdoppeln sich, wenn man sie teilt: zum Beispiel Liebe, Glück und Erfolg. Wenn wir all das vorenthalten müssen, weil wir wissen, dass es uns jemand nimmt, dann handelt es sich nicht um eine Freundschaft.

Kein schöner Gedanke, ich weiß. Aber vielleicht kennst du ja bereits meine Einstellung zur Wahrheit: Wahre Worte sind nicht immer schön und schöne Worte sind nicht immer wahr.

 

2. Sie hören dir nicht zu

Ein Klassiker der einseitigen Freundschaft! Du musst immer ein offenes Ohr für andere haben. Aber wenn du mal etwas auf dem Herzen hast, findet das kein Gehör.
In unserer heutigen Zeit der modernen Technologie wird diese Frechheit sogar noch auf die Spitze getrieben.

Ich habe schon Telefonate geführt und gehört, wie jemand am anderen Ende der Leitung Videos auf Instagram geschaut hat. Manche sitzen heutzutage dreist mit ihrem Smartphone vor der Nase, während man mit ihnen redet. Das Lustige ist: Wenn sie selbst etwas zu sagen haben, ist kein Smartphone in Sicht.

Zu den Klassikern gehören ebenfalls der glasige Blick des Gegenübers und die Fähigkeit, das Gespräch stets auf sich selbst zu lenken. Das heißt: Du sprichst gerade über etwas, das dich bewegt und urplötzlich – du weißt nicht einmal, wie das passieren konnte – geht es nicht mehr um dich. Kommt dir das bekannt vor?

Nenn mich altmodisch, aber solche Respektlosigkeiten verdient niemand. Freunde sollten einander mit dem gleichen Maß an Wertschätzung und Aufmerksamkeit begegnen. Ansonsten ist es keine ausgeglichene Freundschaft.

 

3. Die Initiative muss immer von dir kommen

Wenn du nicht anrufst, gibt es auch keinen Kontakt. (Es sei denn natürlich, man braucht etwas von dir!)
Wenn du kein Treffen organisierst, findet auch keines statt. Wenn du kein schönes Essen zubereitest, gibt es auch keins.
Wenn du die Freundschaft nicht am Leben hältst, zerbricht sie.

Du gibst, gibst und gibst. Und du wartest vergeblich darauf, dass irgendetwas zurückkommt. Aber wenn du dir irgendwann erlaubst, es offen anzusprechen, musst du das schlechte Gewissen haben. Seltsam, oder?

Ich glaube, das haben wir alle schon erlebt. Es ist ein Indikator dafür, dass eine Freundschaft einseitig ist. Aber so kann eine Freundschaft nicht funktionieren.

 

4. Sie reden schlecht über dich

Wir alle regen uns hin und wieder über andere auf. Wir sind nur Menschen mit Gefühlen, die manchmal zum Ausdruck gebracht werden müssen. Das ist schon in Ordnung.

Etwas anderes ist jedoch das Lästern. Es ist eine sehr negative Eigenschaft, mit der wir uns selbst und unseren Geist vergiften. Und dann gibt es da noch eine Steigerung: Lästern über seine Freunde.

Wir alle haben es schon getan. Wie gesagt: Wir sind nur Menschen. Aber wir alle haben diese Erfahrung gemacht und die Chance bekommen, daraus zu lernen. Wir alle haben die Chance erhalten, zu merken, dass eine Freundschaft falsch ist, wenn wir über jemanden lästern, der uns vertraut.

Darüber hinaus: Warum ist man überhaupt befreundet, wenn man sich gegenseitig ins Gesicht lächelt, um dann hinter dem Rücken Furchtbares übereinander zu sagen. Ich habe das wirklich noch nie verstanden.

Ich bin eher der konfrontative Typ. Wenn ich ein Problem mit jemandem habe, bringe ich das respektvoll zur Sprache. Jetzt wird es lustig: Die meisten haben ein Problem damit. Und was tun sie dann? Sie gehen lästern, weil ihnen der Mut fehlt, es mir ins Gesicht zu sagen.
Früher hat mich das traurig gemacht. Heute amüsiert es mich.

Wahre Freunde stärken einander den Rücken. Sie helfen einander dabei, besser zu werden. Sie können sich alles sagen. Sie kommunizieren offen, wenn einer mal eine Grenze verletzt oder einen Fehler macht. Aber sie lästern nicht übereinander.

 

5. Sie nutzen dich aus

Manche Freundschaften haben einen bestimmten „Preis“. Das bedeutet: Die Freundschaft hält nur, solange du etwas zu bieten hast. Sei es Geld, Status, gewisse Vergünstigungen, Kontakte und Beziehungen oder auch nur ein offenes Ohr. Solche Freundschaften sind an Bedingungen geknüpft. Sie sind einseitig. Aber sie beruhen nicht auf gegenseitigem Respekt und der Tatsache, dass man mit dir zusammen sein will, weil du so bist, wie du bist.

In meiner Laufbahn als Coach und Berater habe ich wirklich schon viele erschreckende Geschichten über Freundschaft gehört. Es ist unglaublich, wie Menschen sich von falschen Freunden ausnutzen lassen, weil sie Angst davor haben, abgelehnt zu werden.
Aber noch viel schlimmer finde ich Menschen, die das bewusst ausnutzen. Mit ihnen habe ich wenig Mitgefühl.

Großzügigkeit darf keine Selbstaufgabe sein. Und Großzügigkeit muss wertgeschätzt und ausgeglichen werden.

Denn am Ende jeder einseitigen Freundschaft steht ein wunderbarer Mensch, der emotional ausgelaugt ist und fallen gelassen wird, weil er nichts mehr zu geben hat. Das ist absolut nicht in Ordnung.

 

Was wir dagegen tun können

Die Lösung gegen „falsche Freundschaften“ gefällt vielen nicht. Das ändert jedoch nichts daran, dass die Lösung simpel ist:

1. Eine falsche Freundschaft erkennen.
2. Ein gesundes Selbstwertgefühl aufbauen und den Wunsch zur Veränderung entwickeln.
3. Die negativen Umstände bei den betreffenden Personen offen ansprechen.
4. Den anderen eine Chance zur Besserung anbieten.
5. Im Fall der Fälle Konsequenzen ziehen.

Punkt. Und ich werde dir auch gerne verraten, warum es hier nicht viel Spielraum für Diskussionen gibt: Wenn du einem Menschen offen anvertraust, dass du unglücklich bist und dir mehr Wertschätzung wünschst, und darauf keine angemessene Reaktion kommt, gibt es nicht mehr viel zu verhandeln. Da gibt es nicht mehr viel zu reden.

Wenn du einem Menschen wirklich wichtig bist, dann werden 10 Alarmsirenen in seinem Kopf losheulen, sobald er begreift, dass er dich verletzt hat. Er wird alles dafür tun wollen, eure Freundschaft zu retten.

Wenn es jemandem egal ist, dass er dich verletzt hat, dann habt ihr einander nicht mehr viel zu sagen.

Ich wiederhole mich: Wahre Worte sind nicht immer schön und schöne Worte sind nicht immer wahr.

 

Ein einsamer Weg

Der Weg der Persönlichkeitsentwicklung kann (vorübergehend) ein einsamer Weg sein. Das habe ich auf die harte Tour gelernt.
Aber am Ende des Tages war es mir immer wichtiger, mir selbst treu zu bleiben.

Dadurch war ich eine ganze Weile einsam. Doch dann passierte etwas Wunderbares: Zuerst fand ich Freundschaft in mir selbst. Und nachdem das geschehen war, fand ich Menschen, die mich so annehmen, wie ich bin. Und plötzlich gab es nicht mehr all die Anzeichen für falsche Freundschaften, die wir in diesem Blogartikel thematisieren.

Am Ende des Tages beginnt die Veränderung bei uns selbst, nicht bei den anderen. Menschen können nur eine „wahre“ Freundschaft zu uns pflegen, nachdem wir unser „wahres Ich“ gefunden haben. Denn nur, wenn wir unser wahres Ich leben, können andere es erkennen und wertschätzen.

Also sage ich dir: Hab den Mut, zu dir zu stehen. Hab den Mut, deine Liebe, Energie, Zeit und Aufmerksamkeit denen zu entziehen, die sie nicht verdienen. Investiere mehr davon in dich selbst und schaffe Platz in deinem Leben für die Menschen, die dir das Gefühl geben werden, dass du gut bist, ohne Bedingungen erfüllen zu müssen.

Es ist kein leichter Weg, das weiß ich. Und es ist ein Weg, den nur die wenigsten gehen, das ist mir ebenfalls bewusst. Aber lass mich dir versichern: Das Leben belohnt die Mutigen.

In diesem Sinne wünsche ich dir ein wunderschönes Wochenende.

 

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

 

Titelbild: Unsplash.com, Kelly Sikkema

9 Kommentare, sei der nächste!

  1. Lieber Michael,
    dieser Blog ist, aus meiner Sicht, besonders wertvoll, weil die Leser anregt, einfach mal genauer hinzuschauen, was Beziehungen betrifft.
    Ja, Du hast völlig recht, es ist kein einfacher Weg, weil man eine Entscheidung treffen muss. Aber genau so, wie man ab und zu, seine Schränke und Besitztümer “entrümpeln“ sollte, ist es mit Menschen/Freunden, die einem nicht guttun oder die wertvolle Zeit rauben. Denn Zeit ist Leben, und ich meine das eigene.
    Ich hoffe, dass sehr viele diesen Blog lesen und dann auch den Mut haben, Deine wertvollen Ratschläge umzusetzen. Sie können nur gewinnen, und zwar indem sie wahre Freunde erkennen und sich von den Menschen trennen, die es nicht wert sind, dass man einen Teil seines Lebens für sie gibt.

    1. Lieber Michael,
      vielen Dank für deinen heutigen Blog.
      Die fünf Punkte unter „Was wir dagegen tun können“ klingen gut. Nach dem 1. Punkt geht’s bei mir meist nicht weiter. Punkt 2 bis 4 überspringe ich „fröhlich“ und komme gleich zu Punkt 5. Ich weiß, das ist unfair den Anderen gegenüber, weil sie keine Chance von mir bekommen, sich ggf. zu ändern.
      Aber als „Harmonie-Mensch“ habe ich sehr viel Respekt/Angst vor den drei Punkte in der Mitte und daher lasse ich sie „unauffällig“ aus…
      Bewusst bin ich mir dessen, bekomme aber irgendwie diesbezüglich nicht die Kurve…

      Ich freue mich auf dein neues Buch und die sicherlich darin enthalten Denkanstöße und „Erleuchtungen“.

      Schön, dass es dich und deine Bücher und Blogs gibt!

  2. Vielen Dank für den wunderbaren Artikel, lieber Michael! Es tut wie immer gut von dir zu lesen 🙂

    Ich wünsche dir ein tolles, sonniges Wochenende!
    Luisa

  3. Lieber Michael, ich habe mich in allen punkten total wiedergefunden. Bei mir hat es lange gedauert bis mir klar wurde, das ich eine langjährige einseitige Freundschaft hatte. aber jetzt geht es mir besser.
    Danke für deine Worte. Sie bestärken mich in meiner Entscheidung das ich auch an mich denken darf.

    Ich freue mich riesig auf dein neues Buch und wünsche dir ein sonniges Wochenende.
    Liebe Grüße
    Miri

  4. Du hast sooo Recht, Michael. ich musste diese Erfahrung auch schon (mehr als einmal) machen. Leider…
    Deine Worte sind für mich sehr motivierend und geben mir Hoffnung. Es ist schön zu wissen, nicht allein mit diesen Herausforderungen zu sein. Danke!
    Gruß, Lara

    P.S. Ich bin super gespannt auf dein neues Buch und freue mich sehr!!

  5. Lieber Michael ,
    Du hast es soooo gut beschrieben !
    Ja, ich verstehe auch nicht, warum Leute neidisch sind auf andere, weil ich selbst auch nicht neidisch bin ! Ganz im Gegenteil !
    Wünsche dir ein schönes Wochenende!
    Monica

  6. Hallo Michael, du hast mal wieder einen sehr guten Blog geschrieben. Alles was du geschrieben hat, habe ich schon selbst erlebt, es hat bei mir auch lange gedauert, bis ich gemerkt habe, das ich viele einseitige Freundschaften hatte. Als diese Erkenntnis kam, die sehr schmerzhaft war, haben sich diese Freundschaften nach und nach von ganz alleine aufgelöst. Im Moment habe ich keine Freunde, eigentlich hatte ich wohl nie wirklich richtige Freunde, aber jetzt ohne fühle ich mich seltsamerweise nicht einsam, eher sehr befreit von Menschen, die alles andere waren als Freunde. Ich hoffe, dass ich im meinem Leben noch wahre Freunde finde, so wie du es beschrieben und auch selbst geschafft hast. Ich habe schon einige Bücher von dir gelesen, waren alle sehr inspirierend und nun freue mich auf dein neues Buch. Liebe Grüsse Anna

  7. Lieber Michael,
    ich stimme dir zu 100 % zu – und ich finde es unendlich schwer, sich in diese Einsamkeit zu begeben. Vielleicht kannst du einen Folge-Blogartikel darüber schreiben, wie man die Phase nach einer „Freundschafts-Trennung“ überwindet und wie man die Freundschaft zu sich selbst findet? Manchmal ändert man sich einfach und die bisherigen Freunde passen nicht mehr, auch das läuft dann meiner Erfahrung nach meistens auf eine Trennung oder nur noch losen Kontakt hinaus. Das Ergebnis bleibt aber das gleiche…
    Danke für deine hilfreichen Worte, die du immer so verständlich rüberbringst, dass man nicht ewig darüber nachgrübeln muss. Hab einen wundervollen Sonntag, liebe Grüße, Tine

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