Das Geheimnis des Lebens

Eine Perspektive, die uns mehr Leichtigkeit gibt…

Zu Beginn dieses Beitrags möchte ich dir eine Geschichte erzählen:

Ein Junge geht zu einem weisen Meister und fragt: „Meister, kannst du mir das Geheimnis des Lebens verraten?“
Der Meister zögert einen Moment, dann sagt er: „Das werde ich. Aber zuerst musst du eine Aufgabe erfüllen.“
„Was kann ich tun, Meister?“, fragt der Junge sofort. Er ist ganz aufgeregt, und freut sich auf die Chance, sich zu beweisen.

Der Meister steht auf, verlässt das Zimmer und kommt kurz darauf mit einem Löffel und einem Hühnerei in der Hand zurück. Er überreicht beides dem Jungen und sagt: „Gehe eine große Runde durch meinen Garten und balanciere dabei das Ei auf dem Löffel. Es darf auf keinen Fall herunterfallen.“
Der Junge ist verwirrt, denn er hat so ziemlich alles erwartet, nur nicht das. Dennoch verlässt er das Haus des Meisters und geht in den Garten. Dort absolviert er eine große Runde, während er das Ei auf dem Löffel balanciert. Es ist eine schwierige Aufgabe, die höchste Konzentration erfordert, doch sie gelingt, ohne dass das Ei Schaden nimmt.

Stolz und zufrieden kehrt der Junge in das Haus zurück. „Meister, ich habe es geschafft!“, ruft er glücklich.
„Sehr gut, mein Junge“, lobt der Meister anerkennend. Dann fügt er hinzu: „Nun sag mir: Was für Blumen habe ich im Garten angepflanzt?“
Der Junge ist völlig verunsichert. „Ich…ich weiß es nicht“, stottert er.
„Hast du denn nicht die wunderschönen und prächtigen Blumen gesehen, die gerade blühen?“, fragt der Meister.
„Nein, das habe ich nicht“, gesteht der Junge kleinlaut.
„Hast du nicht gesehen, wie die Bienen um die Blumen tanzen?“, bohrt der Meister erneut nach.
„Nein…“
„Hast du gehört, welche Lieder die Vögel singen?“, fragt er eindringlich.

Der Junge lässt die Schultern hängen. Er ist traurig und enttäuscht. Vor allem aber versteht er nicht, was er falsch gemacht haben soll. In diesem Moment steht der Meister auf, legt seine Hände auf die Schultern des Jungen und lächelt ihn gütig an.

Dann sagt er: „Dann hoffe ich, mein guter Junge, dass du nun das Geheimnis des Lebens verstehst. Wir dürfen die Schönheit aller Dinge, das Besondere jeden Tages und das Wunder des Lebens niemals aus den Augen verlieren. Völlig egal, wie schwierig unsere Aufgaben gerade auch sein mögen. Das Leben hört niemals auf, wunderschön zu sein. Wir hören einfach nur auf, darauf zu achten, weil wir uns zu sehr auf unsere Herausforderungen konzentrieren. „

 

Was ich aus dieser Geschichte lernte

Tatsächlich ist mir etwas sehr ähnliches wie in der eben erzählten Geschichte passiert. In den Niederlanden gibt es den „Keukenhof“, einen riesigen botanischen Garten, der nur wenige Wochen im Jahr geöffnet hat, und zwar im Frühling, zur Tulpenblüte. Ich hatte mir schon lange gewünscht, das einmal mit eigenen Augen zu sehen. Als es endlich so weit war, befand ich mich inmitten einer stressigen Phase. Zu diesem Zeitpunkt kümmerte ich mich gleichzeitig um mehrere Projekte und hatte auch einige private Angelegenheiten, die viel Aufmerksamkeit erforderten. Die Tickets für den Keukenhof hatte ich jedoch schon weit im Voraus gekauft, also entschied ich mich dazu, den Ausflug zu machen und die Tickets zu nutzen.

Im botanischen Garten angekommen, war ich nur halb bei der Sache. Ich schlenderte über die Spazierwege, zwischen all diesen wunderschönen blühenden Blumen, aber gedanklich war ich ganz woanders. Ständig dachte ich über berufliche Herausforderungen nach und entwickelte Lösungen. Ich fühlte mich gestresst. Überall waren Leute, die mitten auf den Wegen stehenblieben. Es war so laut. Alle redeten und ich konnte mich einfach nicht konzentrieren.

In diesem Moment wurde mir etwas klar: Die Leute oder die Lautstärke waren nicht das Problem. Das Problem war das, was ich da tat. Dieser Ort war schließlich kein Büro. Es war schlicht und einfach der falsche Ort, um zu arbeiten. Dies war ein Ort der Schönheit und mentalen Entspannung. Ein Ort des Entdeckens und Genießens. Wozu hatte ich überhaupt diese ganze Reise auf mich genommen, wenn ich nun nicht das wertschätzte, was vor meinen Augen geschah?

Also drehte ich um und ging zurück zum Haupteingang. Dort zog ich meine Kamera aus dem Rucksack und fing an, den botanischen Garten zu entdecken. Und plötzlich sah ich all diese kleinen und großen Wunder, die mich glücklich machten: Die wunderschönen und farbenfrohen Blumen, die staunenden Menschen und die unzähligen Insekten, die sich über einen sonnigen Frühlingstag freuten. Hoch oben auf einem Baum saß ein Kormoran, der das Geschehen überblickte. Ich hörte Vögel singen, Insekten summen und Kinder lachen. Die Sonne schien auf meine Haut und es gab so viele Fotomotive, dass ich nicht wusste, wohin ich meine Kamera zuerst richten sollte.

An diesem Tag wurde ich erneut daran erinnert, dass Glück nicht ein Erlebnis, sondern eine Entscheidung ist.

 

Perspektive ist alles

In meiner Vergangenheit habe ich oft den Fehler gemacht, nicht darauf zu achten, wie wunderschön das Leben im Grunde ist. Schicksalsschläge und widrige Umstände haben es mich vergessen lassen. Aufgaben und Herausforderungen lenkten mich davon ab. Meine Ziele und Ambitionen verursachten einen Tunnelblick, durch den ich immer nur das Leben sah, das ich eines Tages führen wollte, aber nicht das, welches mir bereits geschenkt wurde.

Ich weiß, dass es vielen Menschen da draußen genauso geht. Und weißt du was? Das ist völlig normal. Wir sind verantwortungsbewusst, und entsprechend kümmern wir uns um das, was unsere Aufmerksamkeit erfordert. Aber wie der weise Meister in unserer Geschichte sagte, geht es nicht darum, unsere Aufgaben zu vernachlässigen. Es geht darum, das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren, während wir das tun, was getan werden muss.

Das ist keine leichte Aufgabe, ich weiß. Aber wer sagt denn, dass es leicht sein muss? Das Leben gibt uns täglich so viel Gutes. Ob wir es sehen und annehmen, liegt ganz bei uns.

Ob diese Lektion als „Das Geheimnis des Lebens“ durchgehen könnte oder nicht, lasse ich einfach mal offen. Es gibt sicherlich viele wertvolle Lehren, die uns dabei helfen, unsere Lebensqualität zu erhöhen. Aber so viel kann ich mit Sicherheit sagen: Seine Perspektive weise zu wählen und die Prioritäten entsprechend zu setzen, ist sicherlich ein großer Teil des Geheimnisses, was ein glückliches Leben ausmacht.

 

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelbild: Unsplash.com, Roonz nl

 

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26 Kommentare, sei der nächste!

  1. Vielen Dank Michael für diesen inspirierenden Beitrag!
    Er kommt gerade genau zum richtigen Zeitpunkt. Vielen Dank auch für all deine bisherigen spannenden Artikel. Ich weiss es sehr zu schätzen und sie sind immer eine große Stütze für mich im oft sehr turbulenten Alltag.

    Ich wünsche Dir eine frohe und blühende Osterzeit.

    Liebe Grüsse
    Ralf

    Antworte Ralf

  2. Lieber Michael, ich bin ein Mensch der seit langer Zeit im hier und jetzt lebt. Ich war vor vielen Jahren auch ganz unten, konnte mich ab nichts mehr freuen. Als ich das durchlebt und bewältigt hatte, entschied ich für mich, dass das Leben schön und lebenswert ist.
    Wenn wir spazieren gehen, sehe ich auch jedes noch so kleine Blümchen, höre das Gezwitscher der Vögel und freue mich meines Lebens. Vor allem freue ich mich auf jeden deiner Blogs. Denn eins weiß ich, du schreibst mit dem Herzen. Danke für jede einzelne Zeile.
    Frohe Ostern von Chris.

    Antworte Chris

    1. Hallo Chris,

      das ist eine bemerkenswerte Einstellung, die ich absolut unterschreiben kann. Auch bei mir war es ein Tiefpunkt, der meine Perspektive auf das Leben veränderte.
      Ich danke dir für deine Wertschätzung und wünsche dir frohe Ostern.

      Liebe Grüße
      Michael

      Antworte Michael

  3. Lieber Michael

    Die Geschichte ist wunderschön. Ich habe für mich durch Lernaufgaben in meinen Leben gelernt, die sooo wunderbaren Dinge wahrzunehmen, die mir diese Erde bietet. Ich bin auch sehr dankbar dafür. Mein Leben ist die Kunst meinen Drachen zu reiten.

    Alles Liebe Claudia

    Antworte Claudia

  4. Lieber Michael
    eine wirklich schöne Geschichte , an der viel Wahres ist. Leider vergisst man das so oft.Uch werde versuchen, mich immer wieder daran zu erinnern.

    LG Judith
    Ich wünsche Dir ein wunderschönes Osterfest

    Antworte Buchholz

  5. Danke lieber Michael für diesen Artikel ( wie auch schon viele andere) , es ist soooo wichtig immer mal wieder die Perspektive zu wechseln und sich im Hier und Jetzt an schönen Dingen zu erfreuen.
    Eigentlich sollte jeder Mensch diesen Artikel lesen.

    Antworte Heike

  6. Hallo lieber Michael vielen lieben Dank 🥰 dafür, das du mir mit deinen Worten dabei hilfst mit offenen Augen und Geist durchs Leben zu gehen. Ganz egal wie schwer auch manchmal das Leben ist, es gibt tatsächlich so viel schönes was man entdecken kann. Ich habe mich entschlossen trotz allem was in meinem Leben im Moment ist, ich werde glücklich!!!! Danke für deine Unterstützung 🤗. 😁Übrigens einer meiner Wünsche, ist es auch mal zu Tulpenblüte auf dem Keukenhof zu reisen. Und das werde ich schaffen.

    Ich wünsche dir und deiner Familie ein schönes Osterfest 🐣
    LG Tina

    Antworte Tina

    1. Liebe Tina, es ist mir eine große Freude, ein Teil deiner Motivation sein zu dürfen. Seitdem ich verstanden habe, dass wir uns unsere Perspektive selbst aussuchen dürfen, hat mein Leben sich nachhaltig verändert.

      Auch für dich wird der richtige Zeitpunkt kommen, um die Tulpenblüte zu sehen 🙂

      Dir und deinen Lieben ebenfalls frohe Ostern!

      Liebe Grüße
      Michael

      Antworte Michael

  7. Hallo Michael,
    durch puren Zufall bin ich auf deine Internetseite gelandet und freue mich seit ein paar Wochen auf deine wunderbaren Blogs.
    Sie „erden“ mich und geben mir Kraft in schlechten Zeiten.
    Danke dafür 😉

    Viele liebe Grüße
    Martina

    Antworte Martina

  8. Danke für diese wertvolle Lebensweisheit. Oft sehen wir…gerade jetzt im Frühling, die Schönheit der Natur nicht.
    Unser Focus liegt nur auf unseren Herausforderungen.
    Deshalb genieße ich ganz bewusst den Spaziergang durch den Wald, das Grün, die Vogelstimmen und die Ruhe.
    Ich wünsche dir lieber Michael ein schönes Osterfest und den Lesern ebenfalls.
    LG Chrissy

    Antworte Chrissy

  9. Vielen Dank, Michael für diese schöne Geschichte mit der dazu passender Darstellung Deiner Sichtweise.

    Mir wäre diese Bereicheung beinahe entgangen, da ich gerade denselben Fehler machen wollte, als ich schnell die E-Mails durchsah. Gerade als ich das E-Mail löschen wollte, hielt ich inne, dachte ich an dich und den Inhalt deines Buches und entschied, Deinen Beitrag doch zu lesen. Es hat sich gelohnt. Ein schönes Osterfest wünsche ich Dir und Deinen Lieben.

    Antworte Harald

    1. Vielen Dank, Harald! Es freut mich, dass dieser Ausflug auf meinen Blog sich für dich gelohnt hat 🙂
      Wie sagt man so schön: Es gibt keine Zufälle.

      Auch dir und deinen Lieben wünsche ich glückliche und erholsame Osterfeiertage.

      Liebe Grüße
      Michael

      Antworte Michael

  10. Hallo Michael,
    und wieder eine wunderschöne lehrreiche Geschichte, die einem zum Nachdenken bringt. Vor allem in Zeiten, wo das Teufelchen 👿 auf der linken Schulter ( so definiere ich die weniger guten Phasen) die Oberhand hat. Nach unendlich vielen psychologischen Selbsthilfe-Büchern, Vorträgen auf YouTube, Therapien usw entwickelt man selbst irgendwelche bildliche Vorstellungen, bei mir ein Engelchen 👼 auf der rechten Schulter und ein 👿 auf der linken Schulter. Mittlerweile frage ich mich in den 👿Phasen, ob sich eigentlich irgendwas um mich herum zum Nachteil verändert hat (was ja meistens überhaupt nicht der Fall ist) , dann sag ich mir: na dann Loni 🤷‍♀️ ist doch alles ganz wunderbar 😉. Funktioniert natürlich nicht innerhalb von Sekunden, aber es trägt bei mir zur Selbsthilfe bei.
    So, jetzt hab ich fast auch schon nen Blog geschrieben 😂, war eigentlich nicht meine Absicht.
    Ich wünsche Dir auch ein schönes Osterfest 🐣 🐰🪺🐇 mit viel 🌞 ( und natürlich auch Allen, die das hier lesen)
    LG Loni

    Antworte Loni

  11. Lieber Michael,
    danke für diese tolle ,wertvolle Geschichte . Ich musste es auch lernen daß Achtsamkeit ein wichtiger Bestandteil ist,um glücklich zu sein. Glück liegt in den kleinen Dingen die uns täglich begegnen. Ein nettes Wort was uns entgegengebracht wird, ein Blümchen am Wegesrand oder der Sonnenschein, um nur einiges zu nennen . Wenn man achtsam ist,sammelt man viele kleine Glücksmomente die glücklich machen und die man genießen sollte.

    Ich wünsche dir schöne Osterfeiertage. Lass es dir gut gehen! Danke für deine wertvolle Arbeit!

    Antworte Miriam

  12. Lieber Michael, ich danke dir sehr für diese wertvolle Geschichte und deinen Ausführungen dazu. Ich liebe solche Geschichten.
    Ich wünsche dir schöne Osterfeiertage.
    Liebe Grüße aus dem Norden
    Margret

    Antworte Margret

  13. Wowwwww Michael DANKE für deine tolle Geschichte, es bringt die Augen wieder zum Strahlen, das Herz wieder zum Klopfen, die Ohren zu spitzen und die Händen zum Tun… 😇💖🥰🌞

    DANKE dafür….

    Antworte Sandra

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