Eine Frage, die wir uns alle stellen sollten…
Letzte Woche habe ich mir einen gemütlichen Filmabend gemacht. Auf dem Programm stand: „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“, mit Ben Stiller in der Hauptrolle. Der Film ist aus dem Jahr 2013 und wurde mir schon seit Jahren von Freunden empfohlen. Neulich war es dann so weit und ich habe mir endlich die Zeit dafür genommen.
In dem Film geht es um einen schüchternen Tagträumer, der für die Fotoentwicklung einer großen Zeitschrift verantwortlich ist. Er führt ein unspektakuläres Leben, dient regelmäßig als das Gespött seiner Kollegen und ist unglücklich in eine Arbeitskollegin verliebt, weil er sich nicht traut, ihr von seinen Gefühlen zu erzählen. Als das Negativ eines sehr wichtigen Fotos verschwindet (lange Geschichte), sieht er sich gezwungen, ins ferne Ausland zu reisen und danach zu suchen. Im Laufe dieser Reise erlebt er Abenteuer, die ihn dazu bringen, über sich hinauszuwachsen. Er wird selbstbewusster, lernt sich völlig neu kennen und gewinnt neue, wertvolle Perspektiven auf das Leben.
Ob der Film mir gefallen hat, spielt an dieser Stelle eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist, dass der Film sehr erfolgreich und beliebt ist. In vielen Filmkritiken las ich, er würde uns sehr gut vor Augen führen, wie eintönig das Leben der meisten Menschen ist. Da stelle ich mir die Frage: Warum hören wir dann nicht einfach auf, ein eintöniges Leben zu führen?
Ein wichtiges Prinzip
Im Film wird das alles ein wenig zu einfach dargestellt. Jemand, der sein ganzes Leben lang unter limitierenden Glaubenssätzen gelitten hat, wird nicht plötzlich selbstbewusst, weil er eine abenteuerliche Reise unternimmt. ABER, ich muss ehrlich sagen, dass das Prinzip schön dargestellt wird. Manchmal kommen wir in Situationen, in denen wir keine andere Wahl haben, als über uns hinauszuwachsen. Dann erkennen wir, dass viel mehr in uns steckt, als wir jemals für möglich gehalten hätten. Und wir sollten nach genau diesen Herausforderungen suchen, die uns aus der Komfortzone holen und uns die Chance geben, unsere Grenzen zu überschreiten. Das gehört meiner Meinung nach zu den Kernelementen der Persönlichkeitsentwicklung. Wir wissen nicht, wie stark wir wirklich sind, bis wir gezwungen sind es herauszufinden.
Ein Leben voller Abenteuer?
Kaum jemand bringt sich freiwillig in Situationen, die ihn über seine Grenzen hinwegführen. Deswegen ist ein Abenteuer ja auch ein Abenteuer. Eine Situation, die wir uns nicht zwangsläufig aussuchen, aber am Ende dann doch meistern. Nur leider stecken wir die meiste Zeit in einem Pseudo-Abenteuer namens „Hamsterrad des Alltags“ fest. Eine Herausforderung, die uns kaum weiterbringt und dazu führt, dass wir ständig auf demselben Entwicklungsstand bleiben. Wir können nicht vom Alltag erwarten, dass er uns zu starken Helden macht, die ihr Leben in vollen Zügen genießen. Und deshalb müssen wir das Abenteuer suchen. Es wartet da draußen, außerhalb des Hamsterrads, außerhalb der Komfortzone.
Die Welt ist zu schön, um sie immer nur vom selben Ort aus zu betrachten. Das emotionale Spektrum des Menschen ist zu groß, um immer nur dieselbe Empfindung zu haben. Unsere Lebenszeit ist zu kostbar, um sie immer nur denselben Dingen zu widmen, die uns auch noch unglücklich machen.
Wir sollten anfangen, abenteuerreich zu leben. Voller Freude. Voller Lebenslust. Voller Abenteuergeist.
Was uns davon abhält? Vieles. Ängste, Ausreden und der Glaube, das sei ohnehin nicht möglich. Und, weißt du was? Selbst, wenn es das wäre, dürfte es uns nicht aufhalten.
All die Mühen wert
Die Aussage: „Leichter gesagt als getan“ begleitet mich jeden Tag. Jeden Tag! Es ist eine absolute Seltenheit, dass ich irgendeinen positiven Gedanken irgendwo veröffentliche, ohne dass jemand mit dieser Ausrede kommentiert. Und jeden Tag stelle ich mir die Frage: WARUM sollte es leicht sein?
Wir reden hier von unserer Lebenszeit. Von unserer Lebensqualität. Von unserer Zufriedenheit. Von der Essenz unserer Existenz. Wie können wir all das aufgeben, weil es „nicht so leicht“ ist, das Hamsterrad zu durchbrechen?
Ich werde mich im Folgenden mal ganz ungefiltert ausdrücken: Ist es nicht scheißegal, wenn man viel arbeiten muss, um das Hamsterrad zu durchbrechen? Wir arbeiten doch sowieso den ganzen Tag. Warum nicht an seiner Freiheit arbeiten?
So viele Menschen sterben im Alter von 30 Jahren, werden aber erst 50 Jahre später begraben. Denk mal darüber nach, was das heißen könnte. Wir hören auf zu leben, sobald wir „erwachsen“ werden und fangen an zu funktionieren. Wir existieren. Wofür? Damit wir auf unserem Sterbebett sagen können, dass wir es immer unseren Kollegen recht gemacht haben? Damit wir zur Rente einen 20 Euro-Gutschein für den örtlichen Delikatessen-Laden bekommen?
Hast du dich jemals damit auseinandergesetzt, was Menschen am Ende ihres Lebens am meisten bereuen? Ich schon. Und das, was ich erfahre, lässt in mir die Alarm-Sirenen schrillen. Es lässt mich all meine Ausreden über Bord werfen und hilft mir dabei, jeden Tag mein Bestes zu geben und aus dem Vollen zu schöpfen.
Das Leben ruft
Wir verstehen die Welt, in der wir leben, nicht. Wir haben keine Ahnung von der Natur. Von dem Gemüse, das beim regionalen Obsthändler angeboten wird, haben wir die Hälfte nie probiert. Wir wissen nicht, was das für Bäume in unserer Nachbarschaft sind. Wir sehen Tiere und Pflanzen, ohne eine Ahnung zu haben, wie sie heißen oder was sie machen. Wir sehen nicht viel vom Ausland, außer (wenn überhaupt) die besten Hotels und nettesten Strandzeilen. Wir benutzen jeden Tag Geräte, deren Funktionsweise uns ein Rätsel ist. Wir lernen, Dinge zu nutzen, aber wir verstehen sie nicht. Wir verstehen nicht einmal uns selbst. Wir sind überfordert mit den alltäglichen Problemen unserer Psyche. Wir empfinden kaum Empathie für unsere Mitmenschen. Wir hacken aufeinander rum, anstatt Kompromisse zu finden. Wir begreifen erst, was wir uns angetan haben, wenn es zu spät ist.
Da draußen ruft ein wundervolles, abenteuerreiches und ewig lehrreiches Leben auf uns. Aber wir verstehen es nicht. Es gibt so viel zu entdecken und zu lernen.
Und, weißt du, was die größte Heuchelei daran ist? Wenn wir dann einem Film schauen, wie z.B. „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“, dann sind wir völlig beeindruckt und sagen, wie schön das ist. Nur, um dann wenige Momente später wieder die passende Ausrede dafür zu finden, dass wir dem Ruf des Lebens nicht folgen können: Leichter gesagt als getan. Ich bitte dich…
Folge dem Ruf
Erwarte nicht von mir, dass ich dir verrate, wie du das Hamsterrad des Alltags verlassen kannst. Erstens kenne ich dich nicht und zweitens ist es auch nicht meine Aufgabe, das zu tun. Es ist DEINE Aufgabe. Ich kann dir nur so viel sagen: Verlasse es. Investiere JEDE FREIE SEKUNDE deines Lebens darin, herauszufinden, was du vom Leben willst und wie du es bekommst. Wer etwas wagt, kann verlieren. Wer es nie versucht, hat schon verloren. Vergiss das nie.
Mach den scheiß Fernseher aus, lass die sozialen Medien hinter dir, trenne dich von Menschen, die dir nicht gut tun und nutze all die dabei entstehende Zeit, um dich auf dich und deine Wünsche zu fokussieren. Du glaubst nicht, was sich dadurch ändern lässt. Zumindest noch nicht. Aber, sobald du den ersten Schritt gemacht hast, wirst du nicht mehr aufhören wollen.
Ich für meinen Teil gehe jetzt wandern. Es gibt viel zu entdecken. In diesem Sinne: Auch dir viel Spaß. Das Leben ruft.
Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael
Titelbild: Unsplash.com, © Moriah Bender
Der vorletzte Satz ist eigentlich der entscheidende. Wenn man das nicht schafft, ist alles andere Makulatur. Allerdings sind wir restriktiert, durch die neurophysiologischen Gegebenheiten in unserem limbischen System. Die Dominanz-, Stimulanz-, und Harmonieareale bestimmen letztlich in welche Richtung wir uns orientieren und aktivieren. Nicht das wir davon abhängig sind. Das kann man mental kognitiv beeinflussen, jedoch werden immer determinierte Präferenzen mitspielen.
Jeder kann etwas aus sich machen, sein Leben bereichern, bewusster und glücklicher werden, jedoch kann nicht jeder, jeden Weg gehen, was doch des Öfteren vorgegaukelt wird.
Vielleicht etwas abstrakt der Kommentar, das ist jedoch meine Erkenntnis aus meinem Leben. Ich habe eine Berufslehre als Kaufmann absolviert und bin als CEO eines IT-Unternehmens in Pension gegangen.
Mit „hätt i“, „dati“ und „wari“, hätte sich das vermutlich nicht so entwickelt.
Danke lieber Michael, ich lese deine Beiträge immer mit hohem Interesse, wen ich auch nicht immer damit übereinstimme, in diesem Beitrag, finde ich für mich interessante Ansätze.
Hey Michael…
So sehe ich das auch…
Ich bin Fitness und auch Reha-Trainerin und geben u. A. Kurse wie Pilates und Yoga….
Ich liebe und lebe meinen Job den ich seit 2013 intensiv ausführen darf. Aber das ist eine andere Geschichte… :))
Egal ob in Spanien oder Deutschland tägluch höre ich Klagen von Freunden, Verwandten, Teilnehmern… U. U. U
Dass sie Schmerzen haben, aber keine Zeit für diese oder jene Übung, einen Kurs oder für Training hätten, da sie nach der Arbeit zu kaputt sind und… Naja Ausreden gibt es ja immer und viele, um etwas NICHT tun zu müssen…
Ich sage : es ist eine Entscheidung die man trifft und danach seine Prioritäten richtet.
Ob Ernährung, Arbeit, Sport, Gesundheit… Etc.
Es macht mir immer wieder Spaß deine Blocks zu lesen, wenn ich auch nicht jeden lese.
Soweit erstmal als spontanes Feedback von mir und vielen Dank für deine Kommentare.
Mit lieben Grüßen
Diana.
Lieber Michael,
den Film habe ich vor Jahren gesehen und fand ihn sehr interessant.
Man kann auch mit kleinen Dingen das Hamsterrad verlassen, man muss nicht unbedingt eine Weltreise machen. Zum Beispiel habe ich in diesem Jahr ein Vogel- Futterhaus aufgestellt und ganz erstaunliche Dinge entdeckt! Auch habe ich die vegane Küche für mich entdeckt, man hat ja keine Ahnung was gut ist, bevor man sich intensiver damit befasst!!
Besonders gut kann man die Welt mit dem Fahrrad entdecken; weniger ist oft mehr…
Mach weiter so!
Liebe Grüße
Katrin
Ich bin neu hier und über ein Buch von dir zu dem Blog gekommen.
Ja, so ist es – doch das muss nicht immer so sein, dass wir gleich alles verändern und verlassen – nach drei sehr anspruchsvollen gesundheitlichen Jahren, bin ich überzeugt das unsere Gedanken viel mehr können – unser Geist als wir für möglich halten und es bereichert oft schon, wenn wir zB. Teilzeit arbeiten statt Vollzeit, oft kaufen sich Leute mit dem mehr an Gehalt doch nur Dinge, die sie überhaupt nicht brauchen. Es kann auch schön sein am Dienstag Nachmittag einen Waldspaziergang zu machen, anders zu frühstücken und sich Zeit füreinander zu nehmen. Ja – das Leben soll bunt sein, an Erfahrung, Gefühlen, Eindrücken uvm.
Mein persönlicher Tipp, stellt euch vor, am Ende eures Lebens kommt ihr zu Gott und er fragt – na – war dein Leben schön, hast du es voll ausgekostet und so viel wie möglich ERlebt…
Das war ein Wendepunkt Gedanke für mich… seither sehe ich auch im Alltag die Farben des Lebens bunter.
Alles Liebe zu euch, Evelyn
Lieber Michael!
Was ist denn verkehrt daran, seinen Alltag zu lieben? Ich freue mich jeden Morgen auf den Tag. Kann in mein (eigenes) Büro gehen; auch von zu Hause aus arbeiten, wenn und wann ich will. Ich freue mich nach getaner Arbeit auf mein zu Hause; wo ich auf meine Frau und unsere Katze treffe. Und da soll ich ausbrechen?
Liebe Grüße von Alexander