Löst mehr Geld mehr Probleme?

Eine interessante Frage, die man sich ernsthaft stellen sollte…

Es ist nicht das erste Mal, dass ich mich auf diesem Blog  zum Thema Geld äußere. Wer meine Beiträge verfolgt, weiß ja bereits, dass ich sehr zwiegespalten bin, was den Zusammenhang zwischen Geld und Lebensqualität betrifft. Einerseits brauchen wir alle Geld, um im Alltag zu bestehen und andererseits ist Geld nicht der Ursprung wahren Glücks.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass viele Probleme des Alltags mit Geld gelöst werden können. Damit begleichen wir unsere Rechnungen. Mit Geld kaufen wir unsere Lebensmittel ein und tatsächlich ermöglicht Geld auch gewisse Freiheiten. Alles nichts Neues und alles schon gehört oder gelesen. Warum also das Thema „Geld“?
Ich persönlich finde, dass da draußen viele große Missverständnisse rund ums Geld umherschwirren. Ein sehr großes davon lautet:

„Mit mehr Geld könnte ich all meine Probleme lösen“

Dass das nicht ganz richtig ist, hat einige offensichtliche Gründe:

  • Mit Geld kann man keine Liebe oder Freundschaft kaufen.
  • Mit Geld lassen sich keine Krankheiten heilen. Zugegebenermaßen eröffnet es jedoch Möglichkeiten für bessere medizinische Behandlungen.
  • Geld ist keine Lösung für die meisten emotionalen Probleme.

Ich denke aber gar nicht, dass es um diese Faktoren geht, wenn Menschen ihre Probleme mit Geld lösen wollen. Viel eher glaube ich, dass sie sich finanzielle Freiheit und Sorglosigkeit wünschen. Wer wünscht sich das nicht? Es wäre doch toll, wenn man sich keine Geadnken darum machen müsste, ob das Geld am Ende des Monats noch ausreicht. Wenn man einfach in den Supermarkt gehen und nach Belieben einkaufen oder jeden Tag im Restaurant zu Mittag essen könnte. Wenn man sich nicht fragen müsste, ob man sich ein neues Auto, einen Urlaub oder schöne Kleidung leisten kann. Würde all das das Leben nicht leichter machen? Die ganz ehrliche Antwort lautet: Theoretisch ja. Natürlich wäre das Leben angenehmer, wenn der Lebensstandard und alle darüber hinausgehenden Wünsche problemlos abgedeckt würden. ABER, wie so oft im Leben, gibt es an der Theorie einen Haken und genau den wollen wir uns heute ansehen.

Der Haken am höheren Einkommen

Wir erleben hier einen kleinen Widerspruch: Ein höheres Einkommen bedeutet nur dann Sorglosigkeit und Freiheit, wenn die Ansprüche und Ausgaben auf dem alten Niveau bleiben. Jetzt beginnt aber das Paradoxon: Das viele Geld soll doch dazu dienen, sich all die Wünsche zu erfüllen, die einem sonst verwehrt blieben. Und so steigen plötzlich auch die Ausgaben, sodass das neue Geld ebenfalls knapp wird. Es gibt zahlreiche Studien, die zeigen, dass mehr Geld in den allermeisten Fällen zu höheren Ausgaben führt.

Ich kenne Menschen, die 1.500 Euro im Monat verdienen und ich kenne Menschen, die 100.000 Euro im Monat verdienen. Glaub mir, dass beide dieselben Sorgen haben. Der eine muss schauen, mit seinem Geld die Miete und alle anderen Unterhaltskosten zu bezahlen. Der andere muss die Raten für sein riesiges Anwesen bezahlen, die Unterhaltskosten all seiner Autos tragen, die Löhne für das ganze Hauspersonal aufbringen und den Lebensstil seiner Familie finanzieren. Bei beiden bleibt am Ende des Monats nicht viel oder eher gar nichts übrig. Beide können nachts aufgrund ihrer finanziellen Sorgen nicht schlafen.

Jetzt mag man sich natürlich sagen: Selbst schuld! Wer so viel Geld hat, sollte eigentlich keine finanziellen Probleme haben. Aber lass uns hier ganz ehrlich sein. Wer würde denn nicht in Versuchung geraten? In einer Welt, in der Geld den Ton angibt, eröffnen sich durch finanzielle Mittel ganz neue Möglichkeiten. Stell dir vor, du würdest plötzlich über 5.000 Euro mehr pro Monat verfügen. Würdest du nicht einen schönen Urlaub machen wollen? Dir nicht ein besseres Auto zulegen? Nicht endlich die alte Wohnung hinter dir lassen und dir einen angenehmeren Ort zum Wohnen suchen?

Eine Lebenseinstellung, die sich lohnt

An dieser Stelle möchte ich Eines besonders betonen: Es ist nicht schlimm, sein Geld für Luxus oder einen besseren Lebensstandard ausgeben zu wollen. Das ist völlig natürlich und ich verurteile es keineswegs. Ich möchte lediglich darauf hinweisen, dass der Wunsch nach mehr eine tückische Spirale ist. Man kann nie genug haben. Es ist nie genug Geld da. Was man hat, wird schnell langweilig und man sehnt sich nach etwas Besserem. Man gewöhnt sich zu schnell an Dinge und vergisst, wie sehr man sie sich früher einmal gewünscht hat. Schau dich mal in deinem Umfeld um. Dort gibt es bestimmt einige tolle Dinge, die du dir hart erarbeitet hast. Erinnere dich zurück an die Zeit, in der du all das noch nicht hattest. Erinnere dich daran, wie ehrgeizig du dafür gearbeitet hast. Empfindest du heute immer noch dieselbe Wertschätzung dafür oder sehnst du dich inzwischen nach etwas Besserem? Gefällt deine Wohnung dir noch? Treffen deine Möbel immer noch deinen Geschmack? Bist du noch mit deinem Auto zufrieden? Wie gesagt: Kein Vorwurf oder Urteil, sondern nur ein Denkanstoß.

Solltest du ein Mensch sein, der wahrhaft mit wenig zufrieden sein kann, verfügst du über eine wertvolle Eigenschaft. Damit meine ich nicht, dass sie moralisch wertvoller ist (das wäre ein anderes Thema), sondern dass du weniger Gefahr läufst, in diese ewige Spirale á la „Schneller, höher, weiter“ zu geraten.

Es gibt ein großartiges Sprichwort, das zu meinen absoluten Lieblingen gehört. Es lautet:

„Die glücklichsten Menschen sind nicht die, die von allem das Beste haben, sondern die, die aus allem das Beste machen.“

Lies diesen Satz mehr als nur ein einziges Mal. Denk in Ruhe darüber nach und frage dich, wie das auch auf dich zutreffen könnte.

Eine recht eindeutige Antwort

Je mehr Geld du hast, desto mehr Möglichkeiten eröffnen sich in deinem Leben. Mehr Möglichkeiten schaffen aber auch mehr Verbindlichkeiten, mehr Probleme und mehr Dinge, die deine Aufmerksamkeit fordern. Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage, ob mehr Geld mehr Probleme lösen kann, lautet also: Ja. Aber nur, wenn die Ausgaben und Verbindlichkeiten nicht im gleichen Maße steigen.

Das hier ist kein Wirtschaftsblog, also warum reden wir über Geld? Ganz einfach, um gemeinsam zur folgenden Erkenntnis zu finden: Du kannst es schaffen, in wenigen Dingen sehr viel Glück zu finden. Du kannst aber auch schaffen, mit sehr viel Geld nur wenig Glück zu haben.

Ob du viel Geld willst oder nicht, ist deine Sache. Falls du jedoch glaubst, dass du es brauchst, um glücklich zu sein, kann ich dich beruhigen. Mehr Geld ist nicht die Antwort auf alle Fragen des Lebens. Es ist am Ende des Tages nur ein mächtiges Werkzeug. Ich habe schon Handwerker gesehen, die mit einem bloßen Schraubenzieher mehr vollbringen können als manch anderer mit einem ganzen Werkzeugkasten. Also sollte es auch möglich sein, mit einer bescheidenen Lebenseinstellung glücklicher zu sein als jemand, der im Überfluss lebt.

Mit diesen Gedanken lasse ich dich einfach mal allein. Lass sie wirken und ziehe daraus die für dich richtigen Konsequenzen. Ich wünsche dir viel Erfolg dabei.

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelbild: Unsplash.com, Josh Appel

10 Kommentare, sei der nächste!

  1. Es ist völlig egal ob man wenig oder mehr Geld hat – mit Geld kann man kein einziges Problem lösen.

    Du kommst du Geld und kauft dir endlich das lang ersehnte Auto. Toll Glückwunsch. Ein Tag später wird es dir geklaut. Und dann? So schnell kann gekauftes Glück vergehen. Du kommst zu Geld und kaufst dir endlich die langersehnte Villa mit Angestellte goldene Wasserspender und ein Kühlschrank der sich via Internet stets selbst befüllt. Glückwunsch. Ein Tag später sagt dir dein Arzt du hast eine tödliche Krankheit kein geld der Welt kann dich heilen. Du bist Tot.

    Die wirklich wichtigen Dinge im leben kann sich kein mensch kaufen aber man kann sie für sich gewinnen. Glück Friede Freude Gesundheit uvm. und das alles kannst du völlig kostenlos bekommen.

    KLar jetzt könnte man sagen ach der Martini der spinnt doch. Sowas klappt doch nie. Wo gäbe es denn so ein Konzept?

    Ganz einfach: du bist schon auf der richtgen Spur. Hier bei Michael seinem Blog seine Bücher seine Coachings usw. Das wäre eine von vielen anderen Optionen.

    1. Hallo Ray,

      so sehr ich dir auch grundsätzlich zustimme, muss ich Folgendes ehrlich zugeben: Geld kann situationsbedingt eine Hilfe sein. Geld ist nicht alles, keine Frage. Genauso ist das leben vergänglich. Alles kann jederzeit enden.
      Aber jetzt gerade, während das Leben keinen Notfall verzeichnet, lebe ich lieber in einem warmen Zuhause mit einem vollen Bauch, als obdachlos und hungrig zu sein. Es ist scheiße (entschuldige die Wortwahl), dass unser System auf Geld beruht. Es ist einfach nicht richtig, dass der Geld den Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Leben macht. Aber die Realität ist nunmal wie sie ist…

      Darüber hinaus sind alle wirklich guten Dinge des Lebens nicht käuflich. Das sehe ich zu 100% genauso. Danke auch für deine lobenden Worte über meine Arbeit. Ich hoffe, viele Menschen inspirieren zu können 🙂

      Viele Grüße
      Michael

  2. Boniour, finde ich sehr einfühlsam kommentiert, danke dafür, mir fiel dabei ein, daß mehr Geld mich stressen könnte. mehr Möglichkeiten, jedoch, was tut mir gut – der paßt, von daher……………
    Liebe Grüße

    1. Hallo Marion,

      ein sehr guter Punkt! Mehr Möglichkeiten sorgen auch für mehr Stress. Viele Menschen bekommen ein Kribbeln in den Fingern und denken, sie müssten jetzt mehr Geld ausgeben, weil mehr davon da ist. Dabei machen einen bereits die simplen Dinge glücklich…

      Viele Grüße
      Michael

  3. Wenn mehr Geld mehr materielle Dinge und damit mehr Verpflichtungen bedeutet, dann macht es eher nicht glücklich und zufrieden.
    Dieses „Glück“ währt oft nur kurz und man braucht dann meist mehr, was grösseres, was besseres um dieses „Glück“ zu steigern wie Du richtig schreibst.
    m.E. ändert sich das aber oft mit dem älter werden, da gewinnt meist anderes noch mehr an Priorität. Die eigene Gesundheit, die Gesundheit deiner dir nahestehenden, lieben Menschen.

    Gibt oft Menschen die wohnen in grossen Villen mit einem Garten gross und gepflegt wie ein Park.
    Nur, diese Menschen siehst Du nie in ihrem eigenen Garten, dieser wird meist betreut von einem Gärtner da diejenigen meist eh keine Zeit haben. Soll heissen, man nutzt den Garten eigentlich gar nicht. Wahrscheinlich nehmen sie diesen nicht einmal bewusst wahr. Im Gegensatz dazu kenne ich viele Menschen für die ihr Garten Hobby und eigenes Betätigungsfeld ist. Diese LEBEN in und mit ihrem Garten, atmen die gute Luft, wühlen selbst in der Erde herum und haben FREUDE damit.

    Kenne Menschen die zu zweit vier Autos haben, bedeutet vier mal Pickerl, Service, Reinigung und Reparaturen, also auch viel Zeit dafür aufzuwenden. Glücklich und zufrieden sind die beiden nicht.
    Letztendlich muss eh jeder Mensch herausfinden was für ihn Glück und Zufriedenheit bedeutet, was den eigenen Lebenssinn ausmacht.
    Ich bin mittlerweile beim LOSLASSEN, weniger und das dafür auch (intensiver) nutzen ist für mich die bessere Variante.

    „Das letzte Hemd hat keine Taschen“, da ist es dann egal ob du vier Autos oder ein Auto hattest, ob du jemals eine Doppelgarage gebaut hast oder in einer kleinen Wohnung oder einer riesigen Villa gelebt hast.

    „Das LEBEN ist ein Geschenk.“
    Nimm es an, packe es aus und LEBE.

    1. Hallo Chris,

      das denke ich auch. Deshalb habe ich diesen „Haken“ in meine Gedanken eingebaut. Mehr Geld löst nur dann Probleme, WENN es keine neuen verursacht.

      Der Garten und die Autos sind sehr gute Beispiele. Viele Menschen wollen diese Dinge HABEN. Sie verstehen aber nichts vom Benutzen, Genießen oder Wertschätzen. Schließlich müssen sie den ganzen Tag dafür sorgen, das auch weiterhin zu HABEN 😉

      Am Ende geht es wirklich darum zu leben und dankbar für das Leben zu sein.

      Viele Grüße
      Michael

      1. Die „Vorgaben“ unserer konsumorientierten Gesellschaft sind HABEN statt SEIN.
        Mehr, mehr und noch mehr …

        Zumindest gewinnt man immer öfter den Eindruck, dass oft folgendes gilt…
        Mehr statt genügsam.
        Egoistisch statt gemeinsam.
        Wegschauen statt helfen.
        (R)unterdrücken statt hochheben.
        Hass, Hetze und Spaltung statt Liebe, Menschlichkeit und Empathie.
        Es liegt an uns möglichst viele POSITIVE IMPULSE zu setzen.

  4. Chris hat mir aus der Seele gesprochen. Es ist Schade, dass erst Katastrophen kommen müssen um die Hilsbereitschaft und
    Menschlichkeit (Empathie) wieder zum zu bringen.
    Ich erlebe es jeden Tag, wie egoistisch und nur auf den eigenen Vorteil aus die Menschen sein können.
    Auch hier spielt der Faktor Geld eine große Rolle-leider!!

    1. Hallo Peter,

      das sehe ich auch so. Allerdings sehe ich auch, dass immer mehr Menschen „aufwachen“. Wir können nur hoffen, dass es nicht zu spät ist und diese Entwicklung fördern.

      Viele Grüße
      Michael

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