Hallo und herzlich willkommen. Schön, dass du auch heute wieder dabei bist. Letzte Woche haben wir uns mit der Fremdbestimmung beschäftigt und damit, dass wir schnell in Versuchung geraten mit dem Strom zu schwimmen, obwohl wir das in Wirklichkeit vielleicht gar nicht wollen.
Heute geht es um ein einziges Wort, das uns aus vielen Situationen befreien kann, in denen wir nicht selbst Herr der Lage sind. Ein magisches Wort, das vieles verändern kann. Und obwohl es nur ein kleines Wort ist, kommt es uns oft nur extrem schwer über die Lippen. Ich spreche natürlich von dem Wort „Nein“.
Warum wir zu selten „Nein“ sagen
Ich bin nicht der erste und wohl auch nicht der letzte, der sagt, dass es hauptsächlich zwei Gründe gibt, weshalb wir nicht „Nein“ sagen:
1) Wir möchten unser Gegegenüber nicht verletzen
2) Wir fürchten den Konflikt, den ein „Nein“ auslösen könnte
Wie oft hast du schon in deinem Leben einem Treffen zugestimmt, das du eigentlich nicht wolltest? Wie oft hast du bei der Arbeit schon eine Schicht für jemanden übernommen, obwohl du eigentlich selbst ein wenig Freizeit haben wolltest? Wie oft hast du schon deinen Lieblingsfilm oder dein Lieblingsbuch verliehen, obwohl du eigentlich gerne selbst noch einmal hereingeschaut hast? Wie oft hast du schon eine Besorgung für jemanden gemacht, obwohl dein Zeitplan eng gestrickt war? Und ganz wichtig: Wie oft hast du schon gegen deinen Willen „Ja“ gesagt, weil du Angst vor einem Konflikt hattest?
Hast du dir bei einer dieser Fragen eingestehen müssen, dass es zu oft passiert ist? Mach dir nichts draus. Passiert ist passiert. Wenn du nicht mehr möchtest, dass es nochmal passiert, kannst du es ändern. Es liegt immer in deiner Hand.
Wie sich das „Ja-Sagen“ auf uns auswirkt
Es mag von außen vielleicht unheimlich edel und rücksichtsvoll wirken, dass jemand aus Rücksicht zu etwas einwilligt, das er überhaupt nicht möchte. Aber das ist es nicht. Es ist einfach kontraproduktiv. Denn dein Leben lebst nur du. Angenommen, du erbarmst dich zu einer Verabredung mit jemandem, den du überhaupt nicht magst, dann ist die blanke Wahrheit, dass du kostbare Zeit verschwendest. Denn eines steht fest: Jemand, den du nicht magst, wird am Ende deines Lebens nicht mehr an deiner Seite sein. Es steht also von Anfang an fest, dass ihr einander nie wieder oder kaum noch sehen werdet und irgendwann gegenseitig in Vergessenheit geraten werdet. Vielleicht mag das jetzt noch nicht dramatisch klingen, aber wir alle werden irgendwann an den Punkt kommen, an dem wir auf unser Leben zurückblicken und jede verschwendete Minute bereuen, da wir sie vielleicht dringend brauchen werden.
Wer oft „Ja“ sagt, untergräbt seine eigenen Interessen und verliert Selbstbewusstsein. Wer seine Standpunkte nicht klarmacht und immer nur „Ja“ und „Amen“ sagt, um anderen zu gefallen, sie nicht zu verletzen oder nicht mit ihnen streiten zu müssen, gewöhnt sich ab, sich mit seinen eigenen Interessen auseinanderzusetzen. Es findet eine Entfremdung von sich selbst statt. Einer der häufigsten Gründe für mangelndes Selbstbewusstsein ist, dass man sich zu sehr an den Meinungen und Wünschen anderer Menschen orientiert hat und zu oft zurückgesteckt hat. So oft, dass man mit der Zeit heimlich, still und leise vergessen hat, was einem wirklich wichtig ist und wie man die Welt selbst sieht.
Lass nicht zu, dass dies auch dir geschieht. Wir alle sollten unser ganz eigenes Bild vom Leben haben können und wir alle haben das Recht darauf, glücklich zu sein und unsere eigenen Entscheidungen zu treffen. Ich habe vor einigen Monaten einen Artikel eines praktizierenden Psychologen zum Thema „Entscheidungen“ gelesen. Er schreibt, dass „leben“ bedeutet, Entscheidungen zu treffen. Wenn er Patienten hat, die unter Depressionen leiden und sich aus dem Leben gerissen fühlen, dann empfiehlt er ihnen, ganz bewusst Entscheidungen zu treffen und so zurück ins Leben zu kommen. Eine dieser elementaren Entscheidungen ist das „Nein-Sagen“. „Nein“ zu sagen ist eine bewusste Entscheidung, die jeder für sich treffen und durchziehen kann.
Wie wir „Nein“ sagen können
Das Leben ist nicht nur schwarz und weiß. Es gibt nicht nur sengende Hitze und klirrende Kälte. Der Tag bietet mehr als strahlenden Sonnenschein und finstere Nacht. Und genauso gibt es mehr als bloß „Ja“ und „Nein“.
Die Diplomatie schafft es, nahezu überall eine Brücke zu schlagen. So hilft sie uns auch hier weiter. Du möchtest deinem Gegenüber nicht vor den Kopf stoßen? Kein Problem! Sei einfach höflich beim „Nein“-Sagen und sag mehr als dieses bloße Wort. Hier ein konkretes Beispiel: Jemand lädt dich zu einem Abendessen ein und du möchtest im Grunde alles, bloß nicht dieses Treffen. Wie wäre es mit: „Vielen Dank für die Einladung, das weiß ich sehr zu schätzen. Ich muss aber leider ablehnen.“
So einfach! Mehr braucht es nicht. Du bist niemandem Rechenschaft schuldig und brauchst nichts zu begründen. Klar, das ist jetzt einfacher gesagt als getan. Aber im Leben ist es immer so: Ratschläge geben kann jeder. Handeln muss man selbst 🙂
Ich möchte auch die Gelegenheit nutzen, eine kleine Stelle aus meinem Buch „Endlich selbstbewusst!“ zu übernehmen. Dort schlage ich vor, eine Absage mit „Nimm es nicht persönlich, aber…“ einzuleiten. Auch dies ist eine höfliche Ablehnung. Sie impliziert, dass es nichts Persönliches ist und dass eine Absage folgen wird. Im Anschluss kann eine höfliche und plausible Beschwichtigung folgen. Gehen wir ein paar Beispiele durch:
„Nimm es nicht persönlich, aber…
- …das möchte ich nicht.
- …ich habe schon etwas anderes vor.
- …ich konzentriere mich gerade auf persönlich wichtige Dinge und muss mich um diese kümmern.
- …das ist einfach ein unpassender Zeitpunkt.“
Wann immer du das Gefühl hast, trotzdem unhöflich zu sein, dann rufe dir folgendes in den Sinn: Es ist nicht unhöflich, für seine Interessen geradezustehen. Es ist unhöflich von deinem Gegenüber zu erwarten, dass du deine Interessen aufgibst.
Verliere das niemals aus den Augen!
Der Wörterzähler meines Schreibprogramms verrät mir, dass ich es mal wieder schaffe, zu viel zu reden. Und das sogar, ohne auch nur ein Wort laut auszusprechen 🙂 Alles in allem ist es nicht immer einfach, „Nein“ zu sagen, aber alles braucht Übung. Sag auch „Nein“ zu schlechten Angewohnheiten oder zu dir selbst, wenn du dich dabei erwischst, für andere zurückzustecken. Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Artikel ein paar Anregungen mit auf den Weg geben konnte. „Nein“ sagst du am Ende selbst und ich hoffe, dass ich dich dazu motiviert habe 🙂
Hab ein tolles Wochenende!
Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael
Hallo Michael
Wundere dich nicht, dass ich nun auf ältere Blogs von dir nun Kommentare abgebe. Bin gerade dabei, deine Blogs von Anfang an durchzulesen. Und gerade bei diesem Thema mache ich nun den Einstieg, weil es mich persönlich betrifft bzw betroffen hat. Auch ich bin (war) ein typischer Ja-Sager mit all den Gründen, die du angesprochen hast. Das hat sich nun Gott sei Dank schon gebessert, kann nun auch schon Nein sagen, ich arbeite aber noch daran, das zu verbessern ? Natürlich muss jeder für sich selbst entscheiden, wann es Sinn macht Nein oder doch Ja zu sagen, generell Nein zu sagen wäre kontraproduktiv. Hab auch bereits persönliche Erfahrungen gemacht, dass ein ungutes Ja-Sagen zu ganz verrückten Situationen geführt haben, sowohl zu negative, aber auch zu posihochen. Schwer im Vorhinein zu erkennen, was passieren kann, aber diese Entscheidung kann dir sowieso keiner abnehmen, verantwortlich ist jeder für sich selbst. Gerade diese „Verantwortung übernehmen“ ist für mich aber das Entscheidende, egal was auch passiert, einfach das Beste daraus machen. Wenn es posihoch ist, perfekt! Wenn nicht, daraus lernen, das Beste noch daraus machen, nicht den Mut verlieren und für die Zukunft seine Schlüsse ziehen. Klingt von mir wie eine abgedroschen Phrase, von vielen schon zitiert, aber egal, ich (versuche) so zu leben und zu handeln. Es wird mir sicherlich nicht immer gelingen, aber so wie in deinem Sinne und Buchtitel „Drauf geschissen“, ich zieh das jetzt durch ?
Also, lieber Michael und Blogleser, ihr werdet von mir in nächster Zeit sicher noch einige Kommentare zu älteren Blogs lesen, die mich persönlich berühren und wo ich einfach meine Meinung loswerden möchte.
Michael, du musst auch nicht all meine Kommentare beantworten (veröffentlichen reicht, außer du findest es angebracht ??)
Und Sorry, ich erwähne es diesmal das letzte Mal. Ich schreibe, was mir gerade durch den Kopf geht und lese meine Kommentare selten im Nachhinein durch. Also kann es durchaus vorkommen, dass einige Sätze unvollständig und „komisch“ klingen. Aber so bin ich, arbeite aber an einer verbesserten Version von mir ?
LG Valentin