Wie wir uns selbst unser Leben stehlen

Warum machen wir es eigentlich immer so kompliziert?

Heute möchte ich dir einen kleinen, aber effektiven Gedankenanstoß mitgeben. Er bedarf keiner großen Worte, da sie nur unnötig ablenken und die Wirkung verfehlen. Es ist etwas, worüber wir alle uns hin und wieder Gedanken machen sollten:

Als Kinder können wir es kaum erwarten, endlich größer zu werden und zu den „coolen“ Jugendlichen zu gehören. Wir wollen groß und stark sein und ernst genommen werden. Und plötzlich, ehe wir uns versehen, hat der Fluss des Lebens uns bereits dorthin getragen. Wir befinden uns im Jugendalter und stellen fest, dass das nicht annähernd so gut ist wie das Erwachsensein wohl sein muss.
Später sind wir dann volljährig und stecken im Studium oder in der Berufsausbildung und irgendwie…fühlt sich das nicht wirklich passend an. Wir glauben, das sei einfach nicht das wirkliche Leben. Wir wollen in die „echte“ Welt hinausziehen, Geld verdienen und eine Familie gründen.
Früher oder später treten wir dann in das Arbeitsleben ein, um dort zu realisieren, dass das alles anstrengender als gedacht ist. Die tägliche Arbeit, das Gründen einer Familie, die alltäglichen Belastungen des Lebens…das alles lässt sich doch nicht so leicht unter einen Hut bringen, wie wir es immer gedacht hatten. Aber es gibt da einen (vermeintlichen) Trost: Das wird nicht ewig so sein. Irgendwann hört die Arbeit wieder auf. Mit dem Eintritt des Rentenalters wird das alles wieder entspannter werden und dann bleibt noch genug Zeit, um das Leben zu genießen.
Und irgendwann schließlich, wenn das Rentenalter dann erreicht ist, fehlt uns etwas. Es ist eine sehr starke Umgewöhnung, nicht mehr arbeiten zu gehen, wenn man es zuvor sein ganzes Leben lang gemacht hat. Wir stellen in Frage, ob es wirklich richtig war, alles so lange aufzuschieben und sich immer nach einem späteren Zeitpunkt zu sehnen. Wir begreifen, dass alles sich verändert hat und dass es kein Zurück mehr gibt. Und oft wünschten wir, wir könnten noch einmal jung sein, um jeden Tag wertzuschätzen und im Jetzt zu leben, anstatt immer nur sehnsüchtig in die Zukunft zu blicken.

Damit möchte ich natürlich nicht sagen, dass jeder Mensch früher oder später sein Leben bereut. Doch die Wahrheit ist, dass wir in der Regel zu wenig aus unserer Zeit machen. Wir verschieben unsere Ziele, Ambitionen und Hoffnungen immer auf später. Weil wir jetzt nicht die Initiative ergreifen, selbst etwas zu verändern, reden wir uns ein, die Veränderung müsse noch irgendwann kommen. Wir warten. Und warten…

Wir stehlen uns unser Leben, wenn wir den jetzigen Moment nicht als den wichtigsten wahrnehmen. Wir stehlen uns unser Leben, wenn wir uns immer nur nach dem sehnen, was noch nicht da ist.
Lasst uns mit dem glücklich sein, was wir haben. Mit dem, was gerade ist. Mit den Menschen um uns herum. Mit unseren Freunden. Mit all dem alltäglichen Luxus, der uns umgibt. Mit all unseren Möglichkeiten, unser Leben frei zu gestalten. Lasst uns glücklich und dankbar sein.

Es ist nie zu früh und nie zu spät. Es ist IMMER genau jetzt richtig. Ob du 18 oder 99 Jahre alt bist: Jetzt ist dein bester Moment. Es ist nie zu früh oder zu spät, um das Leben zu genießen.

Egal, in welcher Situation du dich gerade auch befindest: Wertschätze sie. Sie hat einen Sinn für dich und deinen Lebensweg. Auch, wenn du das jetzt noch nicht glauben magst. Es macht Sinn!
Reibe deine Fingerspitzen aneinander und fühle das leichte Kribbeln. Es ist der Beweis dafür, dass du im Jetzt bist. Jetzt, genau in diesem Moment, fühlst du. Es ist genau dieser Moment, der entscheidend für dich ist.
Die Zukunft wird bringen, was die Zukunft nun einmal bringen wird. Doch jetzt hat das keine allzu große Bedeutung.
Gib den Moment nicht auf, um zu hoffen, dass irgendwann alles besser wird. Mache es jetzt besser. Übernimm selbst die Verantwortung dafür. Stiehl dir nicht deine Lebenszeit.

Wie oft hast du dir schon gewünscht, die Zeit vorspulen zu können? Und nun, da du diese Sichtweise kennengelernt hast, würdest du es wieder tun?
Aus meiner eigenen Erfahrung heraus weiß ich, dass dieser Denkanstoß für ordentlichen Wirbel im Kopf sorgt. Deshalb werde ich dich mit deinen Gedanken alleine lassen. Schenke dir ein großes Stück Lebenszeit, indem du den Moment anerkennst. Das anstehende Wochenende ist eine großartige Gelegenheit dazu!

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende und eine wunderbare Zeit!

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelbild: Unsplash.com, © Matt Palmer

8 Kommentare, sei der nächste!

  1. Hallo Michael,
    mit diesem Artikel hast du es absolut auf DEN Punkt gebracht!!!!
    Wie oft erwischt man sich dabei, während einer Handlung schon an die nächste und übernächste zu denken. Wir planen und planen! Aber wo bleibt die Wertschätzung des Moments, die Wertschätzung von all dem, was wir haben. Ganz fürchterlich finde ich den Ausspruch „…wenn ich erst mal in Rente bin, ja, dann genieße ich mein Leben“. Leider gibt es viele Rentner die genau dies dann nicht mehr können, aus Krankheitsgründen usw. Ich denke, es gibt nichts schlimmeres als sich im Alter eingestehen zu müssen, man hätte vieles einfach tun, bzw. mehr wertschätzen sollen.
    In diesem Sinne – schätzen und nutzen wir unsere Zeit.
    Vielen Dank für deine wunderbaren Beiträge uns wachzurütteln ?

    1. Hallo Claudia,

      schön, dass der Beitrag dir gefällt!
      Ja, es fehlt uns eindeutig die Wertschätzung für den Moment. Ich hatte das Glück, mich bereits mit vielen Menschen austauschen zu können, die im Rentenalter sind und die Dinge ähnlich sehen. Sie alle haben mir den Rat gegeben, nicht auf etwas Besonderes zu warten, sondern jeden Tag zu etwas Besonderem zu machen.
      Wenn wir genau hinhören und Empathie zulassen, können wir viel aus den Erfahrungen anderer Menschen lernen.

      Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!

      Viele Grüße
      Michael

  2. Ach wie wahr sind diese Zeilen. Nein noch nicht heute, ich muss noch.. nein nicht diese Woche, es passt noch nicht.. nein nicht dieses Jahr, weil später ist noch Zeit.. In meinem Job komme ich wieder mit Menschen in Kontakt, wo die Perspektive auf 65 und Rentenalter nicht mehr möglich ist. Und die aufgeschobenen Träume auch nicht mehr erreichbar sind. Dies war für mich zumindest ein Ansatz zum Perspektivwechsel. Er gelingt mir nicht immer, aber ich lebe bewusster und versuche nichts mehr aufzuschieben oder nicht als „notwendigen Wunsch “ zu benennen. Jetzt im Hier mit allen Sinnen wahrnehmen, den Geschmack von Kaffee, die Wärme der Sonne, der Käfer der gerade landet.. Dabei merkt man mal wo die Gedanken wirklich sind, entweder in der Vergangenheit (weil wir uns gerade mal wieder ärgern?) oder in der Zukunft was wir noch tun wollen, oder tun müssen… 5 Minuten Bewusstheit am Tag zeigen erstmal auf wie die Gedanken schweifen
    In diesem Sinne einen wunderschönen Sonntag

    1. Hallo Gabi,

      du sprichst etwas sehr, sehr Wichtiges an: Alleine 5 Minuten Bewusstheit am Tag können so unglaublich viel verändern. Es ist verrückt, dass wir uns für alles Zeit nehmen (sie teilweise verschwenden) und so viel Zeit aufschieben, aber keine 5 Minuten aufbringen, um Bewusstsein und Achtsamkeit zu üben. Einfach nur 5 Minuten aus ganzen 24 Stunden, um einen schöneren und besseren Tag zu haben.
      Ich kann jedem nur empfehlen, sich darüber Gedanken zu machen und ein wenig Achtsamkeit zu üben, um selbst zu erfahren, welchen Unterschied es bewirkt.
      Danke für diese wertvolle Anregung. Ich wünsche dir ebenfalls einen schönen Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.

      Viele Grüße
      Michael

  3. Hi Michael
    Ich habe mir dieses E-Mail zu diesem Thema im Blog aufgehoben, damit, spàter, wenn ich mir einmal wieder Zeit nehme, es vielleicht durchlesen werde.
    Zum ersten Mal hatte ich Tränen in meinen Augen als ich deinen Blog las.
    Ich habe mir einen Kalender gebastelt, den ich ab Oktober benutzen kann.
    Er zählt 60 Monate runter, es sind genau 5 Jahre und dann darf ich in meinen wohlverdienten und hart erarbeitenden Ruhestand gehen.
    Ja, du hast so Recht. Niemals hat es sich bei mir so angefühlt, dass der nächst wichtige Schritt in meinem Leben sich so angefühlt hatte wie ich mir dies vorgestellt habe.
    Nie!
    Und es wurde mir durch deinen Blog klar, es wird in 60 Monaten auch nicht so sein wie ich mir das vorstelle.
    Vielen Dank Michael.
    Ich werfe diesen Kalender unbenutzt weg.
    Genau, ich will nun jeden Tag diese 5 Jahre jünger spüren.
    Danke für deine Worte.
    Manchmal ist man so, wie soll ich sagen, einfach so überintelligent, sodass man das Wesentliche vergisst.
    Herzlichen Dank, Michael
    Liebe Grüsse
    Beatrice

    1. Hallo Beatrice,

      vielen Dank für deine lieben Worte. Ich kann sehr gut nachvollziehen, was du meinst. Es ist ja nicht so, als wäre es in irgendeiner Weise negativ, gewisse Lebensabschnitte zu erreichen. Das Schlimme ist, wenn man sie vor sich herschiebt und die Zeit nicht wertschätzt.
      Es freut mich für dich, dass du durch diese Gedanken mehr Wertschätzung für deine Zeit gewinnst.
      Alles Gute!

      Viele Grüße
      Michael

  4. Hallo Michael!
    Ich folge Deinem Blog noch nicht sehr lange und lese jetzt Deine älteren Beiträge mit großem Interesse. Mit diesem Beitrag redest Du mir aus der Seele! Auch ich hab lange Zeit auf die Zukunft gewartet, mein Leben um die Arbeit und Verpflichtungen herum organisiert und geplant. Glücklicherweise habe ich das vor Jahren erkannt und angefangen, die kleinen und großen Freuden des Lebens zu erkennen und genießen. 🙂 Auch wenn es nur 3 Minuten vor der Arbeit mit einem Kaffee auf der Terrasse ist.
    Viele liebe Grüße
    Katrin

    1. Hallo Katrin,

      es freut mich, dass du aktuell ein wenig stöberst 🙂 Noch mehr freut es mich jedoch, dass du gelernt hast den Moment wertzuschätzen. Es gibt kaum eine bessere Grundlage für echte Zufriedenheit.

      Viele Grüße
      Michael

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